Wir über uns

Wir über uns

Die Bürgerinitiative “Saubere Umwelt & Energie Altmark” ist ein fluktuierendes Zusammenwirken von Menschen, die etwas gegen die Umweltzerstörung und für den Umstieg auf die erneuerbaren Energien beitragen wollen.

Sie ist hervor gegangen aus der Bürgerinitiative “Kein CO2-Endlager Altmark”. Diese hat in 5-jährigem Kampf (2010-2015) erreicht, dass die Planungen, das weitgehend ausgebeutete Erdgaslager Altmark als CO2-Deponie zu verwenden, aufgegeben wurden. Als die von Gaz de France errichtete, aber nie in Betrieb gegangene CO2-Verpressungsanlage im Dezember 2015 rückgebaut wurde, betrachtete die BI “Kein CO2 Lager Altmark” ihren Daseinszweck als erfüllt und benannte sich um in “Saubere Umwelt & Energie Altmark”.

Bereits zuvor hatte die Mobilisierung der Bevölkerung und der regionalen Organe dazu geführt, dass Gaz de France die Aufsuchungsgenehmigung für die Erdgasförderung in einem 328 km² großen Gebiet (benannt nach dem Dorf “Kunrau”) unverrichteter Dinge zurück gab.

Zusammen mit Wasserwirtschaftsingenieur Bernd Ebeling (Wendland) beobachten wir die Aktivitäten des Gas-Förderunternehmens (heute Neptune-Energy) und konnten so manche Unregelmäßigkeit aufdecken und an die Öffentlichkeit bringen. Neben Leckagen in Rohgasleitungen sind Probleme mit hunderten nicht sanierter Bohrschlamm-Ablagerungen ein Dauerbrenner.

Unsere Öffentlichkeitsarbeit (Z.B. gut besuchte Bürgerversammlungen) führte dazu, dass eine Arbeitsgruppe aus dem Umweltamt des Altmark-Kreises Salzwedel, dem Bauernverband und unserer BI unter Federführung der Landesanstalt für Altlasten-Freistellung (LAF) gebildet wurde, die gemeinsam festlegt, wie die Sanierung voran gebracht wird.

Hotspot und Schwerpunkt-Thema ist die Giftschlammgrube beim Dorf Brüchau. Die besonders gefährlichen Stoffe aus der Gasförderung sowie hochgiftige Stoffe aus der DDR-Industrie wurden hier in einer undichten Mergelgrube im wahrsten Sinne des Wortes “entsorgt”. Jahrzehnte hat der Landkreis dagegen gekämpft und 2012 wenigstens erreicht, daß der Betrieb gestoppt wurde. Im Einvernehmen mit dem Erdgasunternehmen möchte das Landesbergamt (LABG) die Gifte dauerhaft in der undichten Grube belassen und nur gegen Niederschläge abdecken. Die Menschen vor Ort, die Gemeinden, die Gesamtgemeinde, der Landkreis und große Teile des Landtages betrachten dies als unverantwortlich und fordern die Auskofferung und Verbringung auf geeignete Deponien.

Bereits die BI “Kein CO2 Endlager Altmark” war nicht nur gegen etwas (CCS), sondern engagierte sich für die positive Alternative, nämlich den Ausbau der erneuerbaren Energien. Im Januar 2012 gründeten BI-Mitglieder die BürgerEnergieAltmark eG (BEA), die noch im gleichen Jahr eine 750 KW peak – Freiflächenanlage auf einer Konversionsfläche in Salzwedel errichtete und seitdem betreibt. Inzwischen hat die BEA ca. 70 Mitglieder.
“Der Tag der erneuerbaren Energien” wurde regelmäßig genutzt für Besichtigungstouren zu regionalen Anlagen erneuerbarer Energien. Diese Fahrten organisierte BI-Pressesprecher Lothar Lehmann, der auch für zahlreiche spezielle Filmvorführungen im Salzwedeler Kino sorgte. Z.B. für die Aufführung des Filmes “Leben mit der Energiewende” von Frank Farenski, der anschließend auch für ein Filmgespräch mit dem Publikum zur Verfügung stand.
2013 wurde die Broschüre “Wind-, Sonnen- und Bio-Energie in der Altmark – ein Lehrpfad zu umweltfreundlicher Energiegewinnung” heraus gebracht.

Die BI Saubere Umwelt & Energie Altmark entwickelt diese Arbeit weiter. Lothar Lehmann brachte LKW-Ladungen gebrauchter Solar-Module in die Altmark, damit auch mit wenig Geld Sonnenergie gerntet werden kann. Im Sommer 2019 wurde auf Initiative von BI-Mitglied Dr. Ernst Allhoff ein selbst festgesetzter Tag der erneuerbaren Energien in dem Altmark-Dorf Tylsen durchgeführt. Hier wurden die fortgeschrittensten regionalen erneuerbare-Energien-Lösungen vorgestellt inklusive Elektro-Mobilität.

Die BEA ist Mitglied des “Bündnis Bürgerenergie (BBEn)” und stellt seit Mai 2019 den stellvertretenden Sprecher (Christfried Lenz) des dortigen “Rat für Bürgerenergie”. Dadurch ergeben sich Einflussmöglichkeiten auf das Zusammenwirken der Organisationen erneuerbarer Energien und auf die Energiepolitik auf Bundesebene.

Zur Geschichte

der

Anti-CCS-Bewegung

CO2-Verpressungsanlage bei Maxdorf (Altmark)

CLEAN Altmark“

Um das Jahr 2008 errichtete Gaz de France bei Maxdorf (Altmarkkreis Salzwedel) für über 6 Millionen Euro eine Anlage zur unterirdischen Verpressung von CO2. Es war beabsichtigt, in einem Pilotprojekt „CLEAN Altmark“ 100.000 t CO2 in eine weitgehend ausgeförderte Erdgaslagerstätte zu pressen. Der Bevölkerung wurde erzählt, es solle dort zwecks Klimaschutz “dauerhaft” gelagert werden. Tatsächlich ging es darum, durch die CO2-Einpressung den Druck in der Lagerstätte zu erhöhen, um das dort befindliche Restgas besser fördern zu können („Enhanced Gas Recovery”, in den USA seit langem üblich). Die Initiatoren scheuten sich nicht, dies in der Bezeichnung “CLEAN”, was für “CO2 Large-Scale Enhanced Gas Recovery in the Altmark Natural Gas Field” steht, unverholen zum Ausdruck zu bringen. – Man beachte auch den Zynismus, die Buchstaben so zu wählen, als würde die Region dadurch, dass man sie mit CO2 verseucht, “GESÄUBERT”.

Das CO2 sollte in Vattenfalls Braunkohlekraftwerk “Schwarze Pumpe” in Spremberg aus den Rauchgasen abgeschieden und mit LKWs über eine Strecke von ca. 350 km in die Altmark verfrachtet werden. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet vom Geoforschungszentrum Potsdam (Koordinator: Dr. Michael Kühn) und mit Bundesmitteln gefördert (ca.15 Millionen Euro). Die 100.000 Tonnen CO2 sollten der Auftakt sein für die Verpressung von 250 bis 500 Millionen Tonnen CO2 in der westlichen Altmark.

Auf einer Informationsveranstaltung verbreiteten die Verantwortlichen folgende Botschaft:

1.) “CO2 ist ein völlig harmloser Stoff: Schauen Sie doch einfach mal in Ihr Bierglas, da ist auch CO2 drin, Sie trinken das, und es passiert ihnen nichts!“

2.) “Das altmärkische Erdgas ist über Jahrmillionen im Untergrund zurückgehalten worden, daher kann auch CO2 von dort nicht entweichen.”

Der Anfang des Widerstands

Das Ehepaar Rolf und Helga Zeissig, wohnhaft in Maxdorf und in Sichtweite der Verpressungsanlage, fühlte sich durch künftig aus undichten Stellen austretendes CO2 und die damit verbundene Erstickungsgefahr bedroht. Sie arbeiteten sich tiefer in die Materie ein und initiierten einen Stammtisch, an dem sie sich mit Nachbarn austauschten. Es gelang ihnen, das Interesse überregionaler Medien zu erregen, die über das Thema berichteten.

Die Bürgerinitiative (BI)

„Kein CO2-Endlager Altmark“

tritt auf den Plan

Im März 2010 gründete sich die Bürgerinitiative „Kein CO2-Endlager Altmark“.

Statt sich in eine Opferrolle zu begeben, ließ sie sich tragen vom Gefühl innerer Überlegenheit: Aus der Profitgier ist zwar schon viel Unsinn hervorgegangen, aber diese Idee, erst ein Feuer machen, dann den Rauch einfangen und vergraben, den Klimawandel also vergraben, die ist zu absurd, diesen Wahnsinn zu verhindern, haben wir eine echte Chance.

Die BI fand heraus, dass die offiziellen Informationen über das „CLEAN”- Projekt falsch waren und nur den Zweck verfolgten, die Bevölkerung ruhig zu stellen. So war verschwiegen worden, dass entweichendes CO2 ab einer Konzentration von 7% in der Luft zum Tod durch Ersticken führt. Außerdem können winzige CO2-Mengen in Getränken nicht verglichen werden mit Millionen aus den Abgasen von Kohlekraftwerken abgeschiedenen Tonnen, die auch kein “Lebensmittel-CO2” sind, sondern zahlreiche giftige Beimengungen enthalten.

Weiterhin wurde der BI klar, dass das Gerede von der angeblich dichten altmärkischen Deckschicht schlicht gelogen war, da diese sich nicht mehr im Originalzustand befindet, seit sie von 650 Bohrungen siebartig durchlöchert ist.

Diese und weitere Erkenntnisse brachte die BI über ihre Website, durch Flugblätter, Plakate, Veranstaltungen und Unterschriftensammlung (über 10 000 Unterzeichner) der Bevölkerung nahe.

Die regionale Presse unterstützte diese Arbeit hervorragend. Die AltmarkZeitung veröffentlichte am 30.07.2010 eine von der BI angefertigte Bohrlochkarte und titelte: „Jeder Punkt eine Gefahr!“

Ärzte gegen CO2-Verpressung: „Wir werden nicht helfen können!“

Große Wirkung hatte eine von Dr. med. Ernst Allhoff initiierte Aktion:

Über 90% der altmärkischen Ärzte unterschrieben eine Resolution, in der sie darauf hinwiesen, dass im Fall eines CO2-Austrittes ärztliche Hilfe nicht möglich ist. Die Unterzeichner standen persönlich und öffentlich hierfür ein und ließen sich auf S.1 der AltmarkZeitung vom 28.10.2010 namentlich aufführen.

AltmarkZeitung

Eindeutige Positionierung der regionalen Politik

Der nächste wichtige Schritt fand im Stadtrat von Arendsee statt. Bürgermeister Klebe lud die BI ein, vor Beginn einer Ratssitzung über die beabsichtigte CO2-Verpressung zu informieren. Nachdem dies geschehen war, votierten sämtliche Ratsmitglieder von der CDU bis zu den Linken ohne Gegenstimme und ohne Enthaltung gegen die CO2-Verpressung und beauftragten den Bürgermeister, dies der Landesregierung in einem Schreiben mitzuteilen.

AZ 07.08.2010

Einige Zeit später brachte der Landrat des Altmarkkreises Salzwedel, Michael Ziche (CDU), eine Resolution in den Kreistag ein, in der die CO2-Verpressung in jeder Form (auch zu Forschungszwecken) abgelehnt wurde. Sie wurde bei 1 Gegenstimme und 1 Enthaltung vom Kreistag verabschiedet.

Diesem Akt des Landrats war ein Meinungsbildungsprozess vorausgegangen, den BI-Pressesprecher Lothar Lehmann wesentlich angestoßen hatte: Als Ziche sich auf einer BI-Veranstaltung mal wieder nur schwankend und unklar zu CCS geäußert hatte, nahm Lothar ihn sich hinterher zur Brust und sagte: “Jetzt hören Sie doch endlich mal mit dem Rumgeeiere auf und positionieren Sie sich!” – Dies habe gewirkt, erzählte Ziche später.

VS 13.07.2011

Die BI schlug nun vor, dass sämtliche Gemeinderäte im Landkreis diese Resolution bestätigen, was dann auch mit ebenso eindeutigen Voten erfolgte. Später sprach sich auch der Nachbarlandkreis Stendal mit einer Kreistagsresolution gegen die CO2-Verpressung aus.

Zeltveranstaltung mit prominent besetztem Podium

Am 26.09.2010 erlebte die Anti-CCS-Bewegung der Altmark einen Höhepunkt: Mehr als 300 Menschen überfüllten – bei Dauerregen – ein auf dem Acker unmittelbar neben der betriebsbereiten CO2-Verpressungsanlage errichtetes Zirkuszelt.

Prof. Rolf Kreibich als erster und Hauptredner war in sichtlich gehobener Stimmung und brachte Freude und Erstaunen zum Ausdruck, dass bei diesem Wetter dieses Zelt „proppenvoll“ ist. Auch alle weiteren Redner zeigten sich beeindruckt vom Interesse und Engagement der Altmark-Bewohner.

Kreibich skizzierte die Absurdität der CCS-Technologie und konstatierte eine Unterwanderung der Demokratie, indem man heute sagen muss, daß Lobbyisten die Gesetze schreiben. Vor 30 Jahren habe es so etwas noch nicht gegeben. Dennoch gebe es aber auch heute in allen Parteien Menschen, die sich mit der CCS-Idee intensiv beschäftigt hätten und dadurch zu einer klaren Ablehnung dieser Technologie gekommen seien.

Christa Hecht, die Geschäftsführerin der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft, hob hervor, daß ihre Organisation die Abgeordneten intensiv über die Grundwassergefährdung durch CCS informiere. Sie könne berichten, daß diese Argumente große Beachtung finden.

Harald Gülzow vom Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) erinnerte daran, daß laut EU-CCS-Richtlinie jeder Mitgliedsstaat das Recht hat, CCS auf seinem Hoheitsgebiet zu verbieten.Die Behauptung, ein deutsches CCS-Erlaubnis-Gesetz werde von dieser Richtlinie verlangt, sei daher unzutreffend.

Wulf Gallert (MdL, Linke) legte seinen persönlichen Lernprozeß offen, der zu einer eindeutigen Ablehnung der CCS-Technologie geführt habe. Er sprach sich klar gegen Atom- und Kohlemeiler aus und forderte kleine, hoch effiziente und flexible Gaskraftwerke, sowie den Aufbau intelligenter Netze und Geräte.

Lutz Franke (MdL, FDP) teilte mit, daß er bereits seit Jahren keinen Sinn in dieser Technologie sehe, weder in Deutschland, noch anderswo. – Auf einen Einwurf von Jürgen Barth (MdL, SPD), dann solle er dies doch einmal seinem Parteifreund Brüderle klar machen, erklärte er, daß er dies in der Tat versuche.

Auch Jürgen Barth hatte von einem Lernprozeß zu berichten. Kürzlich stimmten nämlich die SPD-Mitglieder im Wirtschaftsausschuß des Landtags noch für den Landesentwicklungsplan, worin ein Gebiet für CO2-Verpressung vorgesehen ist. Innerhalb weniger Wochen hat die SPD-Fraktion jedoch den besagten Lernprozess vollzogen und ihre Position revidiert. Sie fordert nun die Landesregierung auf, die entsprechende Stelle aus dem Plan zu entfernen.

Barth sprach aber auch Probleme der Bioenergie an: riesige Mais-Monokulturen könnten auch nicht die Lösung sein.

Jürgen Stadelmann (CDU) fand es „nicht schlau“, daß Gaz de France und Vattenfall der Einladung zu dieser Veranstaltung nicht gefolgt sind. Einig sei man sich darin, daß die Zukunft den erneuerbaren Energien gehöre. Die Differenzen würden im Zeitpunkt liegen. Am CCS-Gesetzentwurf kritisierte er, daß das Land nach 30 Jahren die Haftung übernehmen solle. Hier müsse der Bund herangezogen werden. Auch habe er schriftlich kritisiert, daß die Bevölkerung bei der Genehmigung eines Forschungsspeichers nicht beteiligt werden solle.

Das ausgebeutete Erdgaslager der Altmark sei eine Ressource, die für Speicherung von Biogas, Druckluftspeicher und Ähnliches vorgehalten werden solle – zumal durch CO2-Verpressung keine Arbeitsplätze entstünden. Insofern sei auch er gegen jenen Passus im Landesentwicklungsplan. Auf die spätere Nachfrage von BI-Mitglied Stefan Quisdorf stellte er klar, daß er gegen den CCS-Gesetzentwurf sei, aber nicht gegen CCS.

Undine Kurth (MdB, Grüne) setzte an den Schluss nochmal Worte der Freude über das Bürgerengagement, das sich in dieser Versammlung ausdrücke. Sie lehnte den CCS-Gesetzentwurf ab als ungeeignet für das Voranbringen der Energiewende und sprach sich dafür aus, eine Vielzahl von Eckpunkten für Energieeffizienz und Ausbau der Erneuerbaren aufzustellen.

BI-Mitglied Christfried Lenz betonte die Bedeutung der Eigentumsfrage: die erneuerbaren Energien müssten in der Hand von Kommunen oder Bürgern sein, damit die Gewinne in der Region bleiben. Man müsse sich aus dem Griff der Konzerne befreien. Dies erfordere jedoch auch eine verstärkte Bereitschaft der Bevölkerung und ihrer politischen Organe, Verantwortung zu übernehmen. Dass die Menschen der Altmark sich in dieser Richtung auf den Weg machen, dafür seien die bisher vorliegenden Voten politischer Gremien und insbesondere auch die heutige Versammlung ein Anzeichen. Die BI werde diesen Weg weiter verfolgen.

Die Vor- und Entstehungsgeschichte dieser ganzen Veranstaltung ist bemerkenswert: Sie begann an einem Infoabend, den die BI im Ökodorf Sieben Linden durchführte. Vier Menschen kamen. Zwei davon gingen nach einiger Zeit wieder. Doch eine der beiden Bewohnerinnen, die bis zum Schluss blieben, Corinna, wurde von dem Thema gepackt. Sie trat nicht nur in die BI ein, sondern beschloss, etwas Eklatantes beizutragen. Sie kreierte die Idee von der Zeltveranstaltung neben der Verpressungsanlage und konnte Mitbewohner motivieren, das dorfeigene Zirkuszelt dort aufzubauen.

Aus 2 Besuchern des Infoabends wurden 300 Besucher der Zeltveranstaltung! – Nicht nur in diesem Fall haben wir erfahren, dass Zahlen nicht ausschlaggebend sein müssen. Oft bringen Qualitäten auf ganz anderen Ebenen Dinge in Bewegung.

Erstaunliches leistete auch das Orga-Team um Arne Beckmann, Helga und Rolf Zeissig, Corinna Felkl und Roger Amelung. Von der Herrichtung des Ackers, der Organisation der Infrastruktur, über die Einladung und Betreuung der Podiumsgäste bis hin zur Moderation der Diskussion regelten sie alles wunderbar.

Dies sind Beispiele, die zeigen, was Menschen – unabhängig von ihrer Anzahl – auslösen können, wenn sie einfach die ihnen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und Möglichkeiten einsetzen. – Darin liegt ein großes Potential!

Ganz am Anfang der BI meinten Einige: wir müssen Prominente dazu bringen, unser Anliegen zu unterstützen. Wir selber sind völlig unbekannt. Wer wird denn auf uns hören? Man sinnierte, auf welchen Wegen wir in Kontakt zu Prominenten kommen könnten.

Schließlich kamen wir drauf, dass wir selber auch wer sind. Wenn unsere Kraft auch klein sein mag, etwas können auch wir ausrichten. Als wir damit anfingen, begann die Erfolgsgeschichte der BI.

Teil-Aus für das CLEAN-Projekt!

Nachdem die SPD-Fraktion mit Fraktionschefin Katrin Budde

(Regierungspartner in schwarz-roter Koalition) für die Entfernung des Themas CCS aus dem Landesentwicklungsplan gesorgt hatte, geriet das CLEAN-Projekt in die Bredouille. Zumal auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bereits zu seiner Zeit als Wirtschaftsminister die Genehmigung der CO2-Verpressung unter Hinweis auf ein fehlendes Bundesgesetz untersagt hatte, musste das „CLEAN-Projekt“ auf den Hauptteil seines Vorhabens, nämlich die Verpressung von 100.000 to CO2 und auf den entsprechenden Teil der Fördergelder verzichten.

Auch auf die Eröffnung einer Informationsstelle, für die in Salzwedel bereits Räume angemietet und Mitarbeiter per Zeitungsinserat gesucht worden waren, verzichtete man. Vermutlich aus der (richtigen) Einschätzung heraus, dass diese von der BI zu einem Zentrum der Kritik an CCS umfunktioniert werden würde. Denn inzwischen hatte die BI hinsichtlich „CLEAN“ die Meinungsführerschaft in der Region klar übernommen.

Dies wird im Abschlussbericht des CLEAN-Projektes (Februar 2012) bestätigt. Hierin vergleicht man die Situation in der Altmark mit dem ebenfalls vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) koordinierten CCS-Projekt in Ketzin. Dort sei es gelungen, durch frühzeitige Öffentlichkeitsarbeit das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen. Zur Lage in der Altmark wird ausgeführt:

Das war im nördlichen Sachsen-Anhalt (Altmark) kaum noch möglich – dort bildete sich am 02.03.2010 eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben CLEAN. Diese startete mit ihrer Informationsverbreitung per Informationsplattform und öffentlichen Veranstaltungen (z.B. in Gaststätten) bevor die Informationsstelle öffnen konnte. Diese Bürgerinitiative trug dazu bei, dass sich, nicht zuletzt auch dem Wahlkampf 2010 in Sachsen-Anhalt geschuldet, zunehmend die Lokal- und Regionalpolitik gegen das F&E-Projekt aussprach.“ (CLEAN-Abschlussbericht „CO2-Akzeptor“ S. 45f)

Der Rückzug von der Öffentlichkeitsarbeit wurde insbesondere von Gaz de France (GDF) gewünscht, das eine Beschädigung seines Images befürchtete:

Im Sommer 2010 wurde der Projektkoordination CLEAN mitgeteilt, dass GDF SUEZ in Bezug auf EGR und CO2-Speicherung in der Altmark keine eigene aktive Öffentlichkeitsarbeit mehr durchführen wird. GDF SUEZ bewertet das Risiko eines möglichen Reputationsverlust der Firma in der öffentlichen Auseinandersetzung als hoch. Aus dem gleichen Grund vertrat GDF SUEZ auch innerhalb des Verbunds in seiner Rolle als Verbundpartner die Ansicht, die Öffentlichkeitsarbeit für das Vorhaben CLEAN in der Region Altmark stark zurückzunehmen. Unter anderem stimmte GDF SUEZ der geplanten Eröffnung der Informationsstelle in Salzwedel nicht zu, so dass die Inbetriebnahme der Informationsstelle in Salzwedel in Absprache mit dem Fördermittelgeber ausgesetzt wurde.“ (a.a.O. S. 47f)

BI-Aktivitäten verlagern sich auf die Bundesebene

Als im Sommer 2010 der Referentenentwurf für ein CCS-Bundesgesetz bekannt wurde, verlagerte sich der Schwerpunkt der BI-Arbeit auf die Bundesebene. Gemeinsam gingen die Bürgerinitiativen gegen CO2-Verpressung aus Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin gegen die Vorhaben der Bundesregierung vor. Die CCS-EU-Richtlinie eröffnete die Möglichkeit, dass ein Mitgliedsstaat die CO2-Verpressung auf seinem Territorium verbietet. Dieser Sachverhalt wurde seitens der Regierungsmehrheit schlicht abgeleugnet. Die BIs informierten die Bundestagsabgeordneten daraufhin per E-Mails, dass sie von der Regierung belogen werden.

Bei diesen Aktivitäten wurden die BIs von der Bundestagsfraktion der LINKEN tatkräftig unterstützt. Diese formulierte Kleine Anfragen und organisierte im Dezember 2010 eine Konferenz im Paul-Löbe-Haus (Berlin), auf der sich Abgeordnete von Vertretern der BIs und von den Wissenschaftlern Prof. Rolf Kreibich und Prof. Fritz Scholz (zu Fritz Scholz siehe unten den Abschnitt „Baumpflanzungen“) informieren ließen. Infolge dieser Konferenz brachte die LINKE einen Entwurf für ein CCS-Verbotsgesetz in den Bundestag ein. Dieser wurde bei Stimmenthaltung der Grünen von der Regierungsmehrheit abgelehnt. Auf der gleichen Bundestagssitzung wurde der CCS-Gesetzentwurf der Bundesregierung, der die CO2-Verpressung zulässt, verabschiedet und an den Bundesrat weiter geleitet.

Appell an Bundesrat und Bundespräsident – Mahnwachen vor dem Vermittlungsausschuss

Die Altmark war nicht die einzige von CO2-Verpressung bedrohte Region. Zuvor schon gab es Pläne, CO2 aus dem rheinischen Kohlerevier durch eine Pipeline nach Schleswig-Holstein zu schaffen, um es dort zu verpressen. Die Friesen erhoben sich wie ein Mann. Die schleswig-holsteinische BI hatte mehr als 3000 Mitglieder (darunter mehrere Gemeinden und ein kompletter Landkreis, die alle nur als 1 Mitglied zählten). Hier entstand das Plakat mit dem Gasmaskenkopf, das von allen BIs übernommen wurde. Der Initiator der Altmark-BI, Stefan Quisdorf, war in einem Urlaub auf diese Plakate aufmerksam geworden und fand heraus, dass sie auch in der Altmark benötigt werden.

Das Gleiche traf zu auf Regionen in Brandenburg und bei Berlin.

Zwischen den BIs entstand ohne jede organisatorische Festlegung ein Zusammengehörigkeitsgefühl und Vertrauensverhältnis. Besonders eng und kreativ war die Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der BI Schleswig-Holstein, Bernhard Rensink.

Auf einem von den Freunden im Oderbruch organisierten Open Air Festival trafen sich alle, um zu besprechen, wie die Zeit bis zur Behandlung des Gesetzes im Bundesrat (am 23.9.2011) genutzt werden könne. Wir kamen überein, einen an Bundesrat und Bundespräsident gerichteten Appell zu formulieren, worin diese aufgefordert werden, das CCS-Gesetz abzulehnen. Dieser Appell sollte nicht in erster Linie von Einzelpersonen, sondern von Firmen, politischen und kirchlichen Institutionen, Initiativen, Vereinen, Verbänden, Kommunalverwaltungen, Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft und ausländischen Organisationen unterzeichnet werden, um zu zeigen, dass das Wissen über die Unsinnigkeit des CCS tief in die institutionellen und auch wirtschaftlichen Strukturen der Gesellschaft eingedrungen ist. Die Aktion wurde ein großer Erfolg. Die Unterzeichnungen repräsentierten etwa 200.000 Menschen. Zu vielen Unterzeichnern entstand ein anhaltender Kontakt.

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Appell an Bundesrat und Bundespräsident:

Keine CO2-Endlagerung!

  • CCS ist keine Klimaschutzoption. Schädliche Auswirkungen in immensem Ausmaß auf das Trinkwasser wären vorprogrammiert, ebenso Leckagerisiken mit entsprechenden Folgen für Menschen, Tiere und Umwelt.
  • Der Atommüll ist vorhanden (weiterer fällt noch ständig an). Auf die für dessen Endlagerung am besten geeignete geologische Struktur wird sich die Gesellschaft letzten Endes einigen müssen. Umso widersinniger wäre es, durch CO2-Deponierung ein zweites Endlagerproblem zu schaffen, das vorhersehbar große Teile der Landesflächen mit Störfällen bedroht.
  • Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (Beratergremium der Bundesregierung) und das Umweltbundesamt haben 2010 in umfassenden und detaillierten Studien dargelegt, dass der Übergang auf eine 100%ige Versorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2050 machbar ist und zügig und besonders kostengünstig dann vonstatten gehen kann, wenn keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden und CCS bei der Kohleverstromung nicht zum Einsatz kommt. Die Bundesregierung sollte auf ihre eigenen Beratungsinstitutionen hören!
  • Als Übergangstechnologie kommen dezentrale Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung und Gesamtwirkungsgraden von über 80 % in Frage. Diese können flexibel gefahren werden und den Vorrang der Erneuerbaren Energien jederzeit berücksichtigen.
  • Ansonsten muss alles verfügbare Potential an Wissen und Geld – insbesondere auch das Potential, das andernfalls in CCS fließen würde – für den Aufbau eines dezentralen Versorgungssystems mit erneuerbaren Energien eingesetzt werden.
  • Hierbei sollten Entwicklungsziele wie etwa die Verdoppelung des Wirkungsgrades derzeitiger Solarzellen gesetzt werden. Besondere Bedeutung kommt der Entwicklung effektiver Energiespeicher zu.
  • Die dezentrale Verfügbarkeit von Sonne und Wind muss entschieden genutzt werden, um den notwendigen Netzausbau zu begrenzen.
  • Die emanzipatorischen Effekte von „Erneuerbare Energien in Bürgerhand“ stellen zusätzlich zur Stromerzeugung einen Wert dar, der kaum überschätzt werden kann.
  • Aufgrund des dezentralen Wesens der Erneuerbaren Energien wird die Bedeutung der zentralistisch strukturierten Stromversorgung mittel- bis langfristig zurückgehen. Es muss von den Konzernen verlangt werden, dass sie diesen Gang der Dinge nicht zu bremsen versuchen, sondern hierfür noch bedeutende Beiträge leisten. Sie haben ihr Vermögen aus der Gesamtgesellschaft geschöpft und stehen dieser gegenüber in der Pflicht.

Der Atomausstieg darf nicht zu vermehrter Kohleverstromung und CCS führen!

Keine CO2-Verpressung – weder an Land noch unter dem Meer!

Für die Braunkohle-Beschäftigten muss der Technologiewandel sozialverträglich gestaltet werden. Im Zusammenwirken aller Beteiligten sind für sie bessere Zukunftsperspektive zu entwickeln als fortgesetzte Kohleverbrennung mit neuen Tagebauen, Kraftwerken und CCS!

Stoppen Sie diesen CCS-Gesetzgebungsprozess!

Die CCS-EU-Richtlinie muss nach deren Art. 4 durch ein CCS-Unterlassungsgesetz umgesetzt werden!

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Da sich in allen potentiell betroffenen Bundesländern heftiger Widerstand regte, verweigerte der Bundesrat dem CCS-Gesetz die Zustimmung. Für die BIs war das ein bedeutender Zwischenerfolg.

Die Bundesregierung rief daraufhin den Vermittlungsausschuss an. Monatelang begleiteten die BIs dessen Sitzungen mit Mahnwachen vor dem Gebäude des Bundesrats in Berlin. Der BUND unterstützte diese Aktionen sehr zuvorkommend. Auch Greenpeacer beteiligten sich. Bis vor zwei Jahren hatte Greenpeace die Erforschung der CCS-Technik befürwortet und gefordert. Unter dem Eindruck des qualifizierten Kampfes der Bürgerinitiativen vollzog es dann allmählich eine Kehrtwende – allerdings still und leise und ohne darüber öffentlich Rechenschaft abzulegen.

Mahnwache vor dem Gebäude des Bundesrats in Berlin
Martina Herzog-Witten (Altmark) – Biobäuerin und unerschöpfliche Quelle kreativer Überraschungen
Lothar Lehmann, Pressesprecher der BI Altmark

Von den Bundestagsabgeordneten im Vermittlungsausschuss war Dr. Dagmar Enkelmann (LINKE) die Einzige, die die Demonstranten aufsuchte und über den Verhandlungsstand auf dem Laufenden hielt. In ihrer klaren Haltung gegen CCS ließ sie sich durch ihre an der brandenburgischen Landesregierung beteiligten kohle- und CCS-freundlichen Parteigenossen (insbes. Wirtschaftsminister Christoffers, ebenfalls im Vermittlungsausschuss), nicht im Mindesten beirren.

von links: Dagmar Enkelmann, Mojo (Altmark), Peter Müller-Mass (BI Brandenburg)

Die Grüne Partei hatte keine klare Position. MdB Oliver Krischer, damals energiepolitischer Sprecher, befürwortete ein „kleines“ CCS-Gesetz, womit er meinte, CCS nicht für Kohlekraftwerke, wohl aber für industrielle Emissionen einzusetzen. Eine ausgemachte Frechheit von ihm bestand darin, dass er behauptete, die BIs würden dies befüworten. Auch durch wiederholten Protest der BIs ließ er sich nicht davon abbringen, diese Unwahrheit öffentlich zu verbreiten.

Erst als Dorothea Frederking (GRÜNE, heute MdL in Sachsen-Anhalt) eine Gesprächsrunde zusammenbrachte, an der außer Krischer u.a. auch Bärbel Höhn und Steffi Lemke, sowie Vertreter der Bürgerinitiativen teilnahmen, konnte das geändert werden. Hier wurde die Position der BIs in einer solchen Weise klargelegt, dass jedes angebliche Missverständnis ein für allemal ausgeschlossen war. Dorothea Frederking und Steffi Lemke (heute MdB) schlossen sich dieser Position an. Krischer entschuldigte sich nicht, entfernte aber die beanstandete Aussage von seiner website.

von links: Steffi Lemke, Dorothea Frederking, Rolf Zeissig

Foto: AltmarkZeitung

CCS-Gesetz mit „Länderklausel“ und ohne „Klimaschutz“ verabschiedet

Unter dem heftigen Druck seiner Bevölkerung intervenierte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Carstensen (CDU) bei der Bundeskanzlerin und verlangte die Einfügung einer Länderausstiegsklausel ins CCS-Gesetz. Sein Auftreten war so intensiv, dass Merkel dies nicht abweisen konnte. So wurde in den § 2 die Möglichkeit eingefügt, dass Länder bei Vorliegen entsprechender Gründe die CO2-Verpressung für bestimmte Gebiete ausschließen können.

Weitere Änderungen am Gesetzestext scheinen auf das Wirken der BIs zurückzugehen: Im § 1 des Referentenentwurfs wird als „Zweck des Gesetzes“ „Klimaschutz“ aufgeführt. In der vom Bundestag verabschiedeten Fassung sucht man ihn vergebens – eine (unbewusst erfolgte ?) Auswirkung unserer vielfach geäußerten Feststellung, dass „CCS keine Klimaschutzmaßnahme ist“? – Da der Klimaschutz aber doch Sinn und Zweck der ganzen Übung sein sollte, kann, nachdem er eliminiert wurde, das ganze Gesetz nur noch als „absurder Torso“ bezeichnet werden. – Man kann nur den Kopf schütteln über die Dummheit und Gedankenlosigkeit der „hohen“ Politik.

Im Kontakt mit dem Bundespräsidialamt

Vor dem Inkrafttreten musste das Gesetz nun noch vom Bundespräsidenten unterzeichnet werden. Bevor dies geschah, sandten die BIs ihm den „Appell“ und machten ihn darauf aufmerksam, dass zahlreiche Gesetzesbestimmungen grundgesetzwidrig sein dürften (Verstöße gegen Artikel 11: Die Würde des Menschen ist unantastbar; Art. 12: Jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit; Art.14: Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig; Art. 20A: Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die Lebensgrundlagen und die Tiere).

In seiner Antwort widersprach das Bundespräsidialamt den von den BIs vorgebrachten Argumenten nicht, bat aber um Verständnis, dass sich die Kompetenz des Bundespräsidenten auf die Verfassungsmäßigkeit des Entstehungsprozesses eines Gesetzes beschränken würde. – Dass auch dieser von zahlreichen Mängeln gekennzeichnet war (Belügung der Bundestagsabgeordneten durch die Regierung, dass die EU-Richtlinie eine Anwendung des CCS in den Mitgliedsstaaten erzwinge, völlig unzureichende Organisation der „Verbändeanhörung“, Verwirrspiel um den Termin der Hals-über-Kopf-Abstimmung im Bundestag, und weitere Absonderlichkeiten), hielt den Bundespräsidenten Gauck nicht davon ab, den Galimathias namens CCS-Gesetz abzusegnen.

So sorgte das bestehende politische System dafür, dass Lügen und Absurditäten im Interesse der Konzerne am Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke und an zusätzlichen immensen Profiten durch den Aufbau einer CCS-Infrastruktur Vorrang vor dem Klimaschutz erhielten.

Länder verbieten die CO2-Verpressung

In Mecklenburg-Vorpommern wurde die CO2-Verpressung bereits vor Verabschiedung des Bundesgesetzes verboten. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen wurde sie durch Anwendung der Länderklausel ausgeschlossen.

Die Altmark-BI forderte, auch in Sachsen-Anhalt die CO2-Verpressung per Länderklausel zu verbieten. Eine ursprünglich fraktionsübergreifende Initiative in diese Richtung reduzierte sich später auf die GRÜNEN und LINKEN. Dennoch führte diese Forderung nochmal zu einem Höhepunkt der Bewegung. Auf einer öffentlichen Anhörung im Landtag kamen Gegner und Befürworter von CCS zu Wort. Außer unserer BI referierten Dr. Knof von der BI Schleswig-Holstein, Bgm. Klebe von Arendsee, Superintendent Heinrich aus Salzwedel und Ingenieur und Energieforscher Jeffrey Michel. Landrat Ziche hatte eine schriftliche Erklärung eingereicht. Pro CCS sprachen Vertreter von Gaz de France und Geoforschungszentrum Potsdam.

AltmarkZeitung

Man kann sagen, dass die CCS-Gegner nach Punkten klar siegten. Dies führte jedoch nicht zur Erarbeitung eines Landesverbotsgesetzes. Die Landesregierung aus CDU und SPD sagte aber zu, im (unwahrscheinlichen) Fall, dass eine Firma die CO2-Verpressung beantragen würde, das Gesetzgebungsverfahren sofort in Gang zu setzen. Rechtlich gesehen war das windig, politisch dennoch ein Zugeständnis an die BI.

Im Nachhinein kann man feststellen, dass der Verzicht auf das aufwändige Gesetzgebungsverfahren tatsächlich nichts schadete, da Gaz de France im Dezember 2015 seine Verpressungsanlage abbaute. Damit dürfte ein Schicksal als CO2-Deponie von der Region Altmark dauerhaft abgewendet sein. – Endgültige Entwarnung bedeutet das trotzdem nicht, da die CCS-“Gemeinde” hinter den Kulissen – besonders auch auf der EU-Ebene – weiterhin aktiv ist und sich gerade in letzter Zeit auch wieder in der Öffentlichkeit bemerkbar macht.

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Abweichend von seiner Fraktion setzte sich der altmärkische Landtagsabgeordnete Uwe Harms, CDU (oben im mittleren Bild stehend rechts) maximal für ein CCS-Verbotsgesetz ein. In für einen CDU-Politiker hochgradig unkonventioneller Weise arbeitete er mit der BI zusammen. Zu seinem 50. Geburtstag, auf dem ihm maßgebliche CDU-Funktionsträger die Aufwartung machten, hängte er in seinem Büro die Portraits von Adenauer und Merkel ab und pinselte statt dessen unsere Forderung an die Wand.

Sein Einsatz war ausschließlich im Sinn der Sache und uneigennützig, was bei Politikern ja nicht gerade übertrieben oft vorkommt. Er musste Tribut zahlen, indem er als CDU-Kreisvorsitzender abgewählt wurde.

Harms am Tisch vor dem gelben Plakat, daneben Alice Krins von der BI

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Stets 100%ige Übereinstimmung bestand mit der Grünen Landtagsabgeordneten Dorothea Frederking. Ohne ihre kontinuierliche Unterstützung wären viele Erfolge der BI nicht möglich gewesen.

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Auch mit MdL Hans Jörg Krause (LINKE, im Wahlkreis Salzwedel direkt gewählt) gab es eine hervorragende Zusammenarbeit). – Hier überreicht er der BI einen Scheck:

Volksstimme

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Baumpflanzaktionen

Auch mit der Frage, wie das bereits im Übermaß in der Atmosphäre befindliche CO2 reduziert werden kann, beschäftigte sich die BI. Sie fand den Vorschlag von Prof. Dr. Fritz Scholz (Uni Greifswald) überzeugend, durch weltweite Aufforstungen das Potential der Photosynthese signifikant zu erhöhen und damit der Atmosphäre auf ganz natürliche Weise CO2 zu entziehen. Das Holz, in welchem hierbei der Kohlenstoff festgelegt wird, sollte zunächst möglichst langfristig genutzt werden, z.B. als Baumaterial. Danach darf es nicht verbrennen oder verrotten, da hierbei das CO2 wieder freigesetzt würde. Um dies zu vermeiden, muss das Holz unter Luftabschluss, also unterirdisch, gelagert werden. Hierbei verwandelt es sich in einem langen Zeitraum allmählich in Kohle. Somit wird der Erde zurückgegeben, was der Mensch ihr entnommen hatte.

Am ersten Schritt dieses Prozesses, der Aufforstung, hat sich die BI praktisch beteiligt. Lehrer und BI-Mitglied Frank Roßband (heute für die LINKEN im Stadtrat Gardelegen) organisierte in Zusammenarbeit mit einem Förster öffentliche Baumpflanzaktionen. An diesen von der Presse angekündigten und begleiteten Events beteiligten sich immer recht viele Leute, gerade auch solche, denen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen weniger lagen. Oft machten auch Politiker mit und genossen es, sich einmal an der frischen Luft körperlich zu betätigen. Unter dem Motto „Bäume sind die besseren CO2-Speicher“ wurde der Ersatz der von CLEAN beabsichtigten Verpressung von 100.000 to CO2 durch Bäume angestrebt. Mit den im Verlauf einiger Jahre gepflanzten 70.000 Bäumen wurde dieses Ziel deutlich übertroffen.

AltmarkZeitung

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Foto: Volksstimme

Blickfang Nr. 1 und bei allen Demonstrationen und öffentlichen Auftritten Vorzugsobjekt für Fotografen und Kameraleute war „Mojo“ (Karl Heinz Friedrichs). Aber nicht nur mit Trommel und (oft mit) Gasmaske trug er zur Publicity der BI bei. Er war überhaupt das wesentliche Bindeglied zwischen BI und „Normal“bevölkerung. In der ganzen Region bekannt, aufgeschlossen, kontaktfreudig, immer einen witzigen Spruch auf Lager, konnte er den Leuten besser als jeder andere erklären und nahe bringen, worum es geht: dass ohne eine gesunde Umwelt auch wir selber nicht gesund sein können.

Ministerpräsident Haseloff redet Mojo mit „Hasi“ und „Du“ an – was dieser klaglos akzeptiert.

AltmarkZeitung

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Volksstimme

Helma Kupfer (BI-Mitglied) im Clinch mit dem Ministerpräsidenten

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Peter Müller-Maas,

(ehemals Polizeibeamter, jetzt Anti-CCS-Aktivist in Brandenburg) trug mit seinen ganz speziellen Kommentaren viel dazu bei, dass unsere Aktionen auch einen Unterhaltungswert bekamen. Zum Beispiel:

Hallo Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

das war heute wieder eine sog. Qualitätsdemo, am 14.12.2011, in der Zeit zwischen 11.00- 12.30 Uhr, vor dem Gebäude des Bundesrates in Berlin, anlässlich der Sitzung des Vermittlungsausschusses, mit zutreffenden Reden über CCS und dessen energiepolitische Fortschreibungen und Aussichten in unserem Land. Ausnahmslos war bei allen Teilnehmern immer wieder zu hören, dass ein Nachlassen der Aktivitäten in den Bürgerinitiativen gegen CCS in keiner Weise richtig wäre. …

Nun regt sich nicht nur in Deutschland wegen des Verlaufs der Energiewende Widerstand, sondern auch gegen die EU hinsichtlich der ewig gestrigen energiepolitischen Grundaussagen, die wir leider gelegentlich von dort, insbesondere von Günther Oettinger, hören mussten. Im Anschluss an die Demo wurde deshalb am Sitz der EU Vertretung, Pariser Platz 78, der stellvertretenden Leiterin, Frau Marie-Thérèse Duffy-Häusler, im Auftrag der Bürgerinitiativen gegen CCS durch Christfried Lenz, eine Protestnote zur Weiterleitung an Herrn Günther Oettinger und dem Europäischen Parlament übergeben.

Frau Duffy-Häusler, die uns übrigens sehr freundlich und zuvorkommend empfing, sagte, dass sie sich über Menschen freue, die politisch denken und Politik auch mitgestalten wollen.

Zufällig entdeckte ich Herrn José Manuel Barroso in der Vertretung. Er stand etwas abseits an der Fensterfront. Offensichtlich um weiterhin „inkognito“ bleiben zu können, setzte er sich schnell einen „Pelzig-hält-sich-Hut“ auf und sagte anlässlich der Übergabe der Protestnotenkopie zu Christfried Lenz, dass er nicht von Pappe ist.

L.G.

Peter Müller-Maas

Fotos: Sylvia Wadewitz

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Selbstversuch des Minister Baaske mit CO2 im Kaffee:

Minister Günter Baaske

Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie

Heinrich‐Mann‐Allee 103

14473 Potsdam

25. November 2011

CO2 im Kaffee

Sehr geehrter Herr Minister Baaske,

ich unterstelle mal, daß die Nachricht richtig ist, wonach Sie am 22.11. den Vermittlungsausschuß darüber informierten, daß Sie in einem Selbstversuch herausfanden, daß sich CO2 in Ihrem Kaffee als völlig harmlos erwies.

Dieser wertvolle Beitrag zur CCS Diskussion ist nicht hoch genug einzuschätzen, schließlich wird er durch Ihre ministerielle Kompetenz und die Versuchsanordnung eines Lehrers für Physik untermauert. Ich finde Ihre Einlassung auch politisch weitsichtig und geschickt, lehrt sie nämlich die brandenburger Bürger, daß Ihre fachliche Expertise weit mehr als “nur” Vorlesetips für Kinder, Ulrike Launs Hofladen in Beelitz, eine gute Bezahlung von Leiharbeit und ähnliches umfaßt. Sie tragen dazu bei, daß das Not leidende Ansehen unserer Regierung in Potsdam nicht ganz so schlimm dasteht. Ihr Expertenwissen zu CO2 im Kaffee ist absolut neu und dürfte so manchen CCS‐Kritiker beschämt haben. Dabei denke ich besonders an die kaum informierten Bürgerinitiativen gegen CO2‐Verpressung, die Ihre Argumentation auf dem kalten Fuß erwischt haben muß.

In den mir zugänglichen Quellen wird nicht gesagt, wieviel CO2 Sie in Ihren Kaffee taten. War es denn eine große Menge, nicht daß man Ihnen noch unterstellt, Sie hätten die Unschädlichkeit nur mit einer kleinen Menge nachgewiesen? Und: Haben Sie den Versuch wiederholt, sind Ihre Ergebnisse auch wirklich reproduzierbar? Könnten Sie mir nähere Information zu der Versuchsanordnung schicken? Schließlich bin ich auch gespannt, wie Kaffee mit Kohlendioxid schmeckt.

Nochmals vielen Dank für Ihren Einsatz in Sachen CCS Technologie und den Versuch, den Bürgern ihre Sorgen vor dieser zukunftsorientierten Technologie zu nehmen,

Ihnen alles Gute wünschend,

Ihr

Dr. Hans Georg K. Gebel

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Irgendwie gerieten ein paar Schaufensterpuppen ohne Köpfe in unsere Hände. Platziert am Zaun der Verpressungsanlage ließen wir sie sprechen:

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Im Dezember 2015 wurde die Verpressungsanlage abgebaut

Hans-Josef Fell (Grüne), zusammen mit Hermann Scheer (SPD) Verfasser des “Ur-EEG” schrieb am 09.12.2015:

Freuen über den Niedergang des CCS können sich Bürgerinitiativen vor Ort, die sich mit großem Engagement gegen die lokalen Umweltbelastungen und Gefahren der CO2-Verpressung gewehrt haben. So feierte erst kürzlich in der Altmark in Sachsen-Anhalt die Bürgerinitiative „Kein CO2 Endlager in der Altmark“ den endgültigen Rückzug des Weltkonzernes GDF SUEZ aus dem dortigen CCS-Projekt. Mit viel Engagement und zurecht stolz darauf haben einige sehr engagierte Bürger mit großem Sachverstand einen Weltkonzern zum Rückzug bewegt. Nun kann sich die BI unter ihrem neuen Namen „Saubere Umwelt und Energie Altmark” ganz selbstbewusst neuen Aufgaben zuwenden, der Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien, was sie mit der richtigen Botschaft auf einem großen Plakat selbstbewusst verkündete: „Ausstieg aus den fossilen Energien ist überlebensnotwendig für die Menschheit!“

Die Welt redet, die Altmärker handeln

Holger Benecke (AltmarkZeitung) am 02.01.2016:

Auf der UN-Klimakonferenz im Dezember in Paris wurde ein großer Durchbruch erzielt. Heißt es. Was da durchbricht, bleibt abzuwarten. Viele Worte und bislang wenig Taten. Einen praktischen Durchbruch hat es gegeben. In der Altmark.

Eine kleine Gruppe von Aktivisten hat es nach jahrelangem zähen Kampf geschafft, eine CO2-Verpressung unter die altmärkische Erde zu verhindern. Die Versuchsanlage dafür, die Modell für ganz Deutschland sein sollte, stand in Maxdorf. Dank der Bürgerinitiative „Kein CO2-Endlager Altmark“ ist diese nicht in Betrieb gegangen, musste sogar wieder abgebaut werden.

Während in Paris die UN-Klimakonferenz mit mehr als 130 Staats- und Regierungschefs sowie 40 000 Diplomaten, Umweltschützern, Wirtschaftsvertretern und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt lief, wurden von Maxdorf die großen Tanks weggefahren.

Beim Internationalen Hansetag 2008 in Salzwedel hatten die Verpresser im großen Zelt der Wirtschaft auf dem Kulturhausvorplatz mit einer schicken Präsentation erklärt, wie gut sich CO2 unter die Erde verpressen lässt. Nur wenige erkannten, dass es keine Alternative ist, einfach so weiterzumachen wie bisher und das giftige Gas statt in die Atmosphäre zu blasen unter die Erde zu verpressen. Die ersten Aktivisten fanden sich im kleinen Landgasthaus Schulz in Altensalzwedel in der altmärkischen Provinz zusammen, nahmen von dort aus den Kampf David gegen Goliath auf und – gewannen. Es war kein lauter, gröhlender Protest. Es war eine ausgeklügelte Kampagne, deren Sachargumenten sich kaum jemand verschließen konnte. Sie ließen nicht locker, schlossen sich mit anderen CO2-Gegnern deutschland- und weltweit zusammen. Mit Erfolg.

Doch nicht nur das. „Kein CO2-Endlager Altmark“ waren nicht nur Gegner und Protestler – sie zeigten auch, wie es anders geht. Sie gründeten, die „BürgerEnergieAltmark“, eine eingetragene Genossenschaft, die sich dem Erzeugen alternativer Energien verschrieben hat und zahlreiche Projekte aus dem Boden gestampft hat. Ein Solarpark auf dem Gelände des ehemaligen Salzwedeler Chemiewerks war das erste und wies die Richtung.

Von Holger Benecke

Mojo und Ketan nahmen an einer Konferenz der CCS-Koryphäen im UBA Berlin teil.

Sie kamen etwas später. Alle saßen schon um den langen Tisch.

„Ah, unsere Freunde aus der Altmark!“ – wurden sie begrüßt.

Ketan erwiderte: „Unsere Freunde suchen wir uns selber aus.“

Der angeregten Fachdiskussion über zu beachtende Details der CO2-Verpressung in der Altmark hörten Mojo und Ketan eine Weile zu. Dann meldete sich Ketan und sagte: „Bei Ihren Überlegungen haben Sie einen Punkt außer Acht gelassen: In der Altmark wird niemals CO2 verpresst werden.“

Stille.

Dann fragte Prof. Dahmke von der Uni Kiel: „Woher wissen Sie das denn?“

Ketan: „Das weiß ich, weil wir die CO2-Verpressung in der Altmark nicht zulassen werden.“

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Ausführliche Sachinformation zu CCS hier:

http://berliner-wassertisch.info/wp-content/uploads/2015/08/CCS_Aktuell_18.08.2015.pdf%20

oder hier: