Habeck-Besuch im Wendland – Fragen zu CCS

Habeck-Besuch im Wendland – Fragen zu CCS

Januar 11, 2025 0 Von Christfried Lenz

Hintergrundinformationen

CCS ist die Abkürzung für Carbon Capture Storage, also CO2-Abscheidung in fossilen Kraftwerken mit Verbrennung von Erdgas, Erdöl oder Kohle. Das abgeschiedene CO2 soll in die Nordsee transportiert und dort in ausgeförderten Erdgas- und Erdöl-Lagerstätten verpresst werden. Aus Informationen des Umweltbundesamtes (UBA) geht hervor: „Problematisch ist vor allem der enorme zusätzliche Energieaufwand für die Abscheidung, den Transport und die Speicherung. Der Einsatz der ⁠CCS-Technik erhöht den Verbrauch der begrenzt verfügbaren fossilen Rohstoffe um bis zu 40 Prozent.“

In der Nordsee mit den vielen Erdgas- und Erdöllagerstätten gibt es viele undichte Bohrlöcher und geschädigte Lagerstätten. Daher ist zu erwarten, dass das CO2 mit giftigem Lagerstättenwasser wieder an die Oberfläche tritt und dort zu Umwelt- und Klimaschäden führt. Nach Angaben von Greenpeace ist Carbon Capture and Storage (CCS) ein hochriskantes, teures Experiment. CCS nutzt ausschließlich der fossilen Industrie, die mit diesem „grünen Feigenblatt“ versucht, ihre Rolle im Energiemarkt zu sichern und die dringend nötige Umstellung auf nachhaltige Alternativen um Jahrzehnte hinauszuzögern. Kohlendioxid abzuscheiden und im Boden zu verpressen, kann der deutschen Wirtschaft nicht zur Klimaneutralität verhelfen. Zu diesem Schluss kommt der Report “Irrweg CCS”, welcher im Auftrag von Greenpeace verfasst wurde. „Das Abscheiden und die anschließende unterirdische Endlagerung von CO2 (CCS) hat bisher in keinem der wenigen weltweit umgesetzten Projekte planmäßig funktioniert. Demnach sind alle bisherigen CO2-Deponien von Verzögerungen, unerwarteten Projektabbrüchen und geologischen Unsicherheiten geprägt. Zudem liegen die Kosten enorm hoch. Das wird zur weiteren Steigung der Energiepreise führen ohne Nutzen für den Klimaschutz“ fasst Bernd Ebeling, Umwelt-Consulting-Ingenieur, zusammen.

Quelle: greenpeace-report-Irrweg-CCS.pdf


Mojo gelang es, Habeck direkt zur Rede zu stellen. Er sprach ihn an auf die Undichtigkeit der unterirdischen CO2-Endlager. Habeck entgegnete, es sei eine zweifelsfrei nachgewiesene Tatsache, dass das CO2 für geologische Zeiträume sicher eingeschlossen bliebe. – Wie kann ein Mensch wissen, was in „geologischen Zeiträumen“ (Millionen von Jahren) passieren wird? Welch einer Mixtur aus Hybris, Dummheit und Unverfrorenheit entstammt eine solche Behauptung?! – Menschen, die so etwas bedenkenlos daher lügen, regieren das Land. – Die Quittung erhalten wir in Form des Zustandes, in den wir den Planeten versetzt haben.

Starker Auftritt auch der Friedensbewegung

Viele blaue Tauben waren zu sehen. Aus Lautsprechern tönten Friedenslieder. Sie erinnerten an den Wunsch nach einer friedlichen, in Liebe verbundenen Menschheit. Warum tragen wir diesen Wunsch tief in unserem Inneren, wenn er nicht auch Wirklichkeit werden kann?

Seitens der Grünen – mit gewollten 3,5% des Bruttoinlandsproduktes für die Aufrüstung mittlerweile Kriegspartei Nr. 1 in Deutschland – wurde dem allerdings die angebliche Realität entgegengehalten: Was sollen die Ukrainer denn machen, sollen sie sich widerstandslos abschlachten lassen? „Angeblich“ ist diese Realität deshalb, weil dabei der klimatische Zustand des Planeten außer Acht gelassen wird. Dessen Realität ist von übergeordneter Bedeutung: Das Paris-Ziel von 1,5 Grad Erwärmung wurde in 2024 bereits gerissen. Wir befinden uns auf Messers Schneide: gelingt es noch, das Schlimmste zu vermeiden, oder kommt es zur ultimativen Selbstverstärkung der Klimaerhitzung, die dann in keiner Weise mehr zu beeinflussen ist?

Wenn jetzt weiter Krieg geführt wird, ist das der Todesstoß für den ohnehin viel zu zögerlichen Klimaschutz. Ein Panzer verbraucht 300 bis 600 Liter Diesel auf 100 km, Kampfflugzeuge ca, 2,5 Tonnen Kraftstoff pro Stunde, von den Gasen, die bei Explosionen freigesetzt werden, zu schweigen.

Verhandlungen wie vor Beginn des Krieges zwischen Russland und der Ukraine würden anders verlaufen, wenn das Kardinalproblem der Menschheit, die Klimakatastrophe bedacht würde. Doch der Einfluss des Militärs auf das Klima wird – auch in Friedenszeiten – nicht berücksichtigt. In der Frühphase des Krieges fragte ich das BMWK, ob die zusätzlichen Klimagasemissionen, die durch den Einsatz deutschen Kriegsgerätes in der Ukraine verursacht werden, bei der Gestaltung des Weges zur Erreichung der Klimaneutralität 2045 berücksichtigt werden. – Die Antwort lautete „nein“. Eine Begründung oder Rechtfertigung hierfür wurde abgelehnt.