
Silbersee Brüchau: Einkapseln oder Auskoffern?
Update 05.08.2025:
Wie angekündigt, fand am 1. August 2025 das Webinar der Firma econ industries mit dem Titel „Best Practice in der Quecksilbersanierung – 20 Jahre Erfahrung aus realisierten Projekten“ statt. Darin wurde eine hervorragende Perspektive für die Entsorgung der Brüchauer Giftschlammgrube vorgestellt.
Lesen Sie die Zusammenfassung und Bewertung durch die BI „Saubere Umwelt & Energie Altmark“, die „Besorgten Bürger aus Brüchau und Kakerbeck“ und die BUND-Kreisgruppe Salzwedel: Klick hier
Zeitsprung – Am 2. Juli 2025 führte das Landesbergamt (LAGB) im Kulturhaus Salzwedel eine öffentliche Veranstaltung zur Giftschlammgrube Brüchau durch.
Chronologie seit dem 2.7.2025:

Die Veranstaltung wurde von CastorTV aufgezeichnet:
Am Mittwoch, dem 2. Juli führte das Landesbergamt (LAGB) im Kulturhaus Salzwedel eine öffentliche Veranstaltung zur Giftschlammgrube Brüchau durch.
Hintergrund: Die vom Landtag einstimmig beschlossene und vom LAGB angeordnete Auskofferung der Grube soll nicht stattfinden.
Das LAGB will das genehmigen: Es ist bereit, seine Anordnung der Auskofferung samt Genehmigung des ursprünglichen von Neptune eingereichten Betriebsplanes „Auskofferung“ in den Papierkorb zu werfen und beabsichtigt das folgende fragwürdige Konstrukt: Die Grube Brüchau soll den Kategorien der Deponieklasse III angepasst werden, ohne formell den Deponie-Status zu erhalten. Dadurch unterliegt sie weiterhin dem Bergrecht und wird von umweltrechtlichen Vorschriften, wie etwa der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), nicht betroffen.
Durch die sogenannte „Sicherung“ der Giftstoffe vor Ort in Brüchau wird das Problem nicht gelöst, sondern bloß in die Zukunft verschoben. Sämtliche Aussagen im „Plan B“ („Sicherung“ vor Ort) sind vage, immer mit Einschränkungen versehen, keine einzige klare Festlegung. Der ganze Plan ist ein wahnwitzig komplexes Konglomerat – gegenüber der einfachen Lösung Auskofferung und Entsorgung der Stoffe auf Deponien, auf denen sie im Vergleich zu Brüchau keinen Schaden anrichten.
weitere Pressemeldungen dazu:



„Euphorisch ist hier keiner“
Brüchauer planen Protestmarsch / Sind jetzt andere Giftstoffe das Problem?
Letztere Frage hat sich aus einem Interview der AZ mit MdL Dorothea Frederking (Grüne) ergeben. Das bisher als Verhinderungsgrund der Auskofferung angegebene Fehlen eines Entsorgungsweges für 27.000 Tonnen quecksilberhaltigen und radioaktiv belasteten Materials hat sich als Vorwand herausgestellt, nachdem entsprechende Firmen öffentlich erklärten, dass sie entsorgungsfähig und entsorgungswillig sind. Im Gespräch mit Frederking räumte LAGB-Präsident Schaar ein, dass die Problematik der 27.000 Tonnen gelöst werden könne, doch gebe es nun mit dem restlichen Material Schwierigkeiten. – Das überrascht nun doch außerordentlich. Laut Neptunes „Ergänzung 1 zum Abschlussbetriebsplan Nr. HER 3/22“ vom 15.05.2024 stellen ausschließlich diese 27.000 Tonnen das angeblich die Auskofferung verhindernde Problem dar. Für die übrigen Materialien konnten längst Entsorgungswege aufgezeigt werden.
Die ganze Sache wird immer seltsamer und verworrener. Frederking findet, „dass vor einer endgültigen Entscheidung sich erneut „alle zusammensetzen“ müssen und „jede Frage ordnungsgemäß beantwortet“ sein muss. – Das ist in der Tat mehr als notwendig!


Der folgende Text wurde der Landesregierung, der Politik, den Verwaltungen und den Medien per Mail am 5.8.2025 zugesendet:
Die Firma econ industries baut (und betreibt teilweise auch) Anlagen, mit denen Schadstoffe u.a. aus Schlämmen und erdigen Materialien abgetrennt und in einen endlagerfähigen Zustand versetzt werden. Quecksilber bildet einen Schwerpunkt. Es wird zu fast 100% aus Mischungen entfernt und anschließend mit Schwefel zu Quecksilbersulfid verbunden. In dieser Form ist es ein trockenes Pulver und kann in Untertagedeponien endgelagert werden. So entspricht es auch der EU-Quecksilberverordnung, die in den Mitgliedsstaaten geltendes Recht ist.
In der Fragerunde nach dem Einführungsreferat von Geschäftsführer Reinhard Schmidt ging es um die aktuelle Sachlage bezüglich Giftschlammgrube Brüchau.
Die Salzwedeler Volksstimme hatte am 31.07.2025 berichtet, dass laut Behauptung von Neptune Energy in der Ausschreibung der für die Auskofferung der Brüchauer Grube nötigen Entsorgungsleistungen kein genehmigungsfähiges Angebot für die Entsorgung von 27.000 Tonnen mit Quecksilber und NORM belastetes Material eingegangen sei.
Hierzu erläuterte Schmidt, dass sein Unternehmen nicht direkt angefragt wurde, da es kein Entsorgungsbetrieb ist. Er habe seine Anlagentechnik aber Entsorgern angeboten, die an der Ausschreibung beteiligt waren. Zudem habe er stets vorgeschlagen, die Behandlung direkt vor Ort an der Deponie durchzuführen, was aus seiner Sicht technisch und logistisch sinnvoll wäre.
Auf entsprechende Fragen fügte Schmidt weitere Detailinformationen hinzu:
- Die Anlage kann in ca. 10 Monaten errichtet werden, pro Jahr kann sie 15.000 Tonnen verarbeiten.
- Die Investitionskosten für eine komplette Anlage mit Halle und Technik vor Ort belaufen sich auf etwa 10 Millionen Euro.
- Für den Betrieb (incl. Personal im 3-Schicht-Betrieb, Energie etc.) ist mit Behandlungskosten von etwa 500-700 Euro pro Tonne zu rechnen (Einlagerungskosten sind darin nicht enthalten).
- Nach Beendigung des Einsatzes in Brüchau kann die Anlage weiter verwendet werden. Sie hat eine Lebensdauer von ca. 15 Jahren.
Auch das Thema „NORM“ (naürliche Radioaktivität) wurde unter die Lupe genommen: Die Werte in Brüchau dürften unter 5 Becquerel liegen. Das entspricht dem, was die Untertagedeponie GSES in Sondershausen (Thüringen) annehmen kann. Das Thema müsste aber gemeinsam mit den zuständigen Stellen abschließend bewertet werden.
Zur Energiefrage: Die Anlage arbeitet im Vakuum. Dadurch ist der Energiebedarf wesentlich geringer als bei konventionellen Verfahren. Er liegt beim Äquivalent von 20 bis 30 Litern Diesel pro Tonne. Die Anlage kann elektrisch oder mit Gas betrieben werden. Durch Verwendung von Grünstrom wird der Betrieb klimafreundlich.
Bekanntlich wird in der Altmark mehr Wind- und Solarstrom erzeugt als die Region selber benötigt. Da es an Ableitungen mangelt, müssen Erzeugungsanlagen oft aus dem Netz genommen werden. Da wäre es eine wunderbare Sache, die Entgiftung der Brüchauer Grube mit dem im Überfluss vorhandenen regionalen Strom zu betreiben!
Wäre es – gerade auch für das Landesumweltministerium, das sich sehr für die Energiewende engagiert – nicht eine besonders reizvolle Möglichkeit, zwei wichtige Ziele mit einer einzigen Maßnahme zu erreichen: die Beseitigung der in Brüchau lagernden Gifte und die Erweiterung des Anwendungsgebietes für regenerativen Strom?
Reinhard Schmidt hierzu: „Sachsen-Anhalt kann auf Basis unserer Technik und mit Einsatz von Grünstrom zum Vorbild werden, was den Umgang mit (Quecksilber-)Altlasten angeht. So kann aus einer Altlast ein Leuchtturm-Projekt werden, auf das man am Ende stolz sein kann!“
Zur allgemeinen Erinnerung im Anhang noch ein Artikel der Altmarkzeitung aus dem Jahr 2020:


Anmerkung: Klarzustellen ist an diesem Artikel, dass die 10 Mill. Euro nur die Anlage samt Halle umfassen. Hinzu kommen die Betriebskosten. „Alles in allem“ kostet die Behandlung einer Tonne des Materials zwischen 500 und 700 Euro. Darin sind nicht enthalten die Transport- und Einlagerungskosten. Vermutlich werden die Gesamtkosten aber deutlich unter dem Betrag von 140 Mill. Euro liegen werden, der bisher kursiert.
Quellen: Zeitungsausschnitte von Altmark Zeitung und Volksstimme
weitere Informationen:
Neptune Energy (Betreiber der bergbaulichen Abfallentsorgungsanlage in Brüchau)
LAGB (Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt)
Umdeklarieren. Klingt interessant. Ises aba nich. Hatten wir schon mal. Als der Verkauf von Panzern in ein Kriegsland als „Geräte für die Landwirtschaft“ deklariert wurde.