CCS: Stoppt den industriellen Hochlauf!

CCS: Stoppt den industriellen Hochlauf!

Juni 5, 2023 0 Von Christfried Lenz

Link: https://energiewende-2030.de/hochlauf-ccs-jetzt-stoppen/

Die Bundesregierung hat den Hochlauf der umstrittenen CCS-Technik beschlossen. Milliarden an Steuergeldern sollen dafür an die Gasindustrie fließen. Eine „Carbon Management-Strategie“ wird aktuell in einem exklusiven Rahmen erarbeitet und soll bis September 2023 einen Infrastrukturplan und Rechtssicherheit für die Industrie liefern, eine öffentliche Diskussion ist nicht vorgesehen.
Man befürchtet wohl, dass sich das Geschehen von vor 12 Jahren wiederholen könnte, als fundierte Aufklärung durch Bürgerinitiativen zu einer gesellschaftsweiten Ablehnung und in mehreren Bundesländern zum Verbot der CCS-Technik führte.

Die Zivilgesellschaft muss die nötige öffentliche Debatte über dieses schwerwiegende Thema also wieder selbst in Gang bringen. Wir bitten um Kenntnisnahme und Unterstützung der folgenden Feststellungen:

CCS bezweckt nicht Klimaschutz, sondern jahrzehntelange Fortsetzung der
Kohlenstoffverbrennung und wäre der GAU für die Energiewende.

In ihrem Artikel „CCU/CCS: Baustein für eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Industrie“
(https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/weitere-entwicklung-ccs-technologien.html)
schreibt die Bundesregierung, dass CCS „vor allem bei der Industrie und Abfallwirtschaft“
eingesetzt werden soll, während in der Energieerzeugung die erneuerbaren Energien „prioritär“
seien. Beide Formulierungen lassen erkennen, dass der CCS-Einsatz bei der Energieerzeugung
keineswegs ausgeschlossen wird. Schließlich hat Habeck wesentliche energiewirtschaftliche
Weichen in Richtung LNG und blauen Wasserstoff gestellt, deren erhebliche CO -Emissionen durch
CCS beschönigt werden müssen.


Warum CCS nur eine Beschönigung ist

Unterirdische CO2 -Endlager sind zwangsläufig undicht. Die ausgeförderten Gas- und Ölfelder, in
die CO2 verpresst werden soll, sind von undichten Bohrlöchern, Brüchen und Wegsamkeiten₂
durchsetzt. Bereits heute geht man davon aus, dass an etwa drei Vierteln der ca. 15.000 alten
Bohrlöcher in der Nordsee Methan (ca. 80fache Klimawirksamkeit von CO2 ) austritt.
Druckerhöhung durch CO2 -Einpressung würde dies verstärken und gleichzeitig Wegsamkeiten für
CO2 ausweiten.₂
Wenn CO2 in „saline Aquifere“ (mit extrem salzhaltigem Wasser gefüllte Formationen) gepresst
wird, verdrängt es zwangsläufig das Salzwasser. Dieses weicht nach oben aus, kontaminiert das
nutzbare Grundwasser und gibt gleichzeitig dem CO2 den Weg in die Atmosphäre frei.
Die Regierung behauptet, in den genannten Formationen könne das CO2 „sicher über geologische₂
Zeiträume gespeichert“ werden. In dem sogar gern als Musterbeispiel angeführten „Speicher“
Sleipner bei Norwegen sind schon nach einigen Jahren nur noch 80% des verpressten CO₂
nachweisbar. (Vgl. u.a. Prof. Wallmann, Geomar, im „Spiegel“ vom 25.09.2011).

Betreiber wollen die Ewigkeitslasten an den Staat abschieben
CO2-Austritte sind so wahrscheinlich, dass die Gaskonzerne, die die Deponien betreiben, für deren
Dichtigkeit nicht haften wollen. Sie argumentieren: dem Staat, der das CCS-Projekt genehmigt hat,
falle auch die Verantwortung zu. Die durch CO2 -Endlager unter der Nordsee oder in
Norddeutschland entstehenden Ewigkeitslasten durch dauerhafte Überwachung und Folgen von
Leckagen, deren Beseitigung technisch völlig ungeklärt ist, sollen also der Bevölkerung
aufgebürdet werden. Dies hat die Bundesregierung nicht offengelegt!


Energieintensiv, teuer, CO -Abscheidung immer nur partiell₂
Was die Bundesregierung ebenfalls nicht offenlegt: für das CCS-Verfahren von der Abscheidung
über den Transport bis zur Verpressung wird etwa ein Drittel der von einem Kraftwerk erzeugten
Energie benötigt. Schon jetzt kostet der Fossilstrom ein Vielfaches des erneuerbaren. Durch den
Aufwand mit CCS würde sich der Preis noch verdoppeln. Zusätzlich ist zu beachten, dass das CO₂
aus Rauchgasen niemals vollständig abgeschieden werden kann: Bei den meisten CCS-Kraftwerken
liegt der Anteil bisher bei 50%. Auch unterstellt, dass das CO2 zu 100% und für alle Zeiten im₂
Untergrund verbleiben würde, kann CCS also keine Dekarbonisierung bewirken.


Negative Emissionen durch Biomasse-CCS, Carbon Capture and Use

Negative Emissionen seien möglich, wenn aus den Abgasen von Holzkraftwerken das CO₂
abgeschieden und deponiert werde, da dieses aus der Luft ins Holz gekommen ist, so die
Bundesregierung. Was sie nicht verrät: Die CO -Abscheidung aus der Holzverbrennung ist weitaus₂
schwieriger als die aus den Abgasen der Kohle.
Beim weltgrößten Holzkraftwerk in England möchte man jährlich 8 Mill. Tonnen abscheiden und
verpressen, konnte bisher aber lediglich eine Abspaltung von 27 Tonnen in 90 Tagen erreichen.
Bei der Müllverbrennung ist die Problematik ähnlich: Die größte Müllverbrennungsanlage
Norwegens (Hafslund Oslo Celsio) plant eine jährliche Abscheidung von 400.000 Tonnen, schaffte
bislang aber nur ca. 1000 Tonnen in etwa einem Jahr. (https://www.biofuelwatch.org.uk/wp-content/
uploads/BECCS-report-2022.pdf)
Das abgespaltene CO2 nicht zu verpressen, sondern zu nutzen, trägt ebenfalls nicht zum₂
Klimaschutz bei, da das CO2 nach Ende der Nutzung wieder in die Atmosphäre gelangt.
Der Atmosphäre oder den Verbrennungsgasen CO2 zu entziehen, ist im Übrigen schon vom Ansatz₂
her verfehlt: entfernt werden muss der Kohlenstoff, nicht aber der Sauerstoff. Die natürliche
Photosynthese macht vor, wie es richtig ist.


Unlogische Flickschusterei, die Klima und Umwelt schadet
Technisch und wirtschaftlich hat die Technik trotz Milliarden Fördermitteln (allein in der EU)
international versagt. Nur eine winzige Menge von 7,18 Millionen Tonnen im Jahr, vor allem aus
der Erdgasaufbereitung, wird heute unterirdisch deponiert. Die Methanmengen im Ausmaß eines
CO2 -Äquivalentes von 4 Mrd. Tonnen, die im Zuge der Erdgasproduktion vor der Verbrennung
jährlich in die Atmosphäre gelangen (https://www.pv-magazine.de/2017/11/27/eingestaendnis-
zwecks-image-politur-erdgas-industrie-gelobt-besserung/), werden durch CCS sowieso nicht
erfasst.

Die Lösung: komplette Beendigung der Kohlenstoffverbrennung!
Die Bundesregierung muss den Irrweg CCS sofort verlassen. Die dadurch frei werdenden
immensen Mittel müssen eingesetzt werden für:
Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien in allen Sektoren bis 2030
Umstellung der Industrie auf klimafreundliche Verfahren
Sanierung der Atmosphäre durch Nutzung der natürlichen Photosynthese
Wiedervernässung von Mooren und naturnahe Aufforstung, was – neben
dem Klimaschutz – auch dem Arten- und Biodiversitätsschutz dient.
____________________________________________________________________
Dieses Papier unterzeichnen:

Hans-Josef Fell
Präsident der EnergyWatchGroup (EWG), Mitautor des „Ur-EEG“ 2000

Prof. Eicke R. Weber
Chair European Solar Council ESMC, Former Director Fraunhofer ISE, Prof. em.
Department of Materials Science UV Berkeley

Irm Scheer-Pontenagel
Mitbegründerin und langjährige Geschäftsführerin von EUROSOLAR

Prof. Peter Droege
Präsident von
• EUROSOLAR e.V. Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien
Generalvorsitzender des
• Weltrats für Erneuerbare Energie

Dr. Axel Berg
Vorstand EUROSOLAR Deutschland, SPD MdB von 1998- 2009

EUROSOLAR deutsche Sektion
Dr. Axel Berg (Vorstand)

Prof. Dr. Kerstin Wydra
Fachhochschule Erfurt, intensiv mit Agri-PV befasst

Prof. Jürg Rohrer
Head of Research Group for Renewable Energy, Institute of Natural Resource Sciences
ZHAW Zurich, University of Applied Sciences
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Gast aus Mombasa:
Dr. Ioannis Tsipouridis
Director of Renewable Energy & Climate Change Research
Center at the Technical University of Mombasa
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Stefan Gsänger
WWEA Generalsekretär, Co-Chair der Global 100% Renewable Energy Platform

Axel Schubert
KlimaVerantwortungJetzt.ch, Fachhochschule Nordwestschweiz, Fachbereichsleitung
Nachhaltige Raumentwicklung, Dozent Nachhaltigkeit

Dr. Hans Georg K. Gebel
u.a. mit (prä-) historischer Klimaforschung beschäftigt für ex oriente e.V. an der FU Berlin.
Bereits vor 12 Jahren aktiv gegen CCS – und jetzt wieder

Fabian Schmid
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Technische Universität Berlin

Michael Vogelsang
Berlin, Energieberater – mag das CO2-Problem nicht unter den Teppich kehren und hat deshalb
das dringliche Bedürfnis, das Positionspapier gegen CCS zu unterstützen.

Parents for Future Germany (P4F)
Robin Anthony Jassoy: auf der Bundesdelegiertenkonferenz vom 16.05.2023 beschlossen

Dr. rer. nat. Michael Huber
Dozent, Autor, Technical Consultant, Climate Watch Celle, Scientists for Future Deutschland

Dipl.-Psych. Jan Frehse
Mitgründer der Regionalgruppe Hamburg-Bergedorf von PSYCHOLOGISTS FOR FUTURE

Dr. Manfred Korn
Physiker, im Kontakt mit S4F aktiv für wissenschaftliche Hintergrundklärungen zu Fragen
des Klimaschutzes

Jörg Obergefell
technisch-wissenschaftliche Tätigkeiten in Chemie, Anlagen- und Maschinenbau,
ehrenamtlich tätig als BürgerSolarBerater in Hilden, in der Initiative “RWE-Tribunal”,
sowie in verschiedenen Umweltorganisationen, u.a. in der BUND-Ortsgruppe Hilden

Ivan Villanueva zeichnet für:
• SchoolsForFuture
• Zukunft für Kinder e.V.
• EduClimate gUG

Dr.-Ing. Illo-Frank Primus
76327 Pfinztal „Der klarste, wirkungsvollste, preiswerteste und damit vernünftigste Weg zum
Klimaschutz ist die schnellstmögliche Installation von PV- und Windkraftwerken.“

Andy Gheorghiu Consulting
Campaigner & Consultant for climate/environmental protection and energy policy

Bundesverband für Umweltberatung e.V.
i.A. Dr. Elisabeth Peper (Leiterin der Geschäftsstelle)

EUROPAEISCHE ENERGIEWENDE Community e.V.
Jürgen Eiselt (Vorstand)

Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
Oliver Kalusch (Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands)

Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager e.V. Schleswig-Holstein
Dr. Reinhard Knof (Vorsitzender)

Bürgerinitiative Saubere Umwelt & Energie Altmark
Dr. Christfried Lenz (Sprecher)

BürgerEnergieAltmark eG
Martina Herzog-Witten (Vorstandsvorsitzende)

Solarverein Goldene Meile e.V.
Klaus Karpstein (Vorsitzender), Rainer Doemen (Projektmanager des Vereins)

Roßdorfer Energie-Gemeinschaft e.V. (REG.eV)
Dipl.-Ing. Claus Nintzel (1. Vorsitzender)

Fa. living beers & magic cauldrons UG
Juliane Schwab & Michael Schwab (Geschäftsführer)

egg-tech GmbH
Benjamin Eichel (Geschäftsführer)

Betriebsgesellschaft Schulte mbH Feldkirchen-Westerham
Helmut Schulte (Geschäftsführer)

„eta energietechnik“ GmbH Klixbüll
Geschäftsführer: Dipl.-Ing. für Energie- und Kraftwerkstechnik Hauke Harder

Hauke Harder zeichnet auch für
• BürgerenergieWEG Stiftung Uhlebüll GbR, Niebüll
• E-Biom GbR, St. Annen
• SPPK UG & Co. KG, Klixbüll und
• 2. Klixbüller Energiegesellschaft (als Beirat)

Pfarrer Gerd Linden
Pfarramt Buckow und Glienicke – für die Gemeindekirchenräte Buckow und Glienicke
“Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, keines unserer Ziele haben wir erreicht. Sie
aufzugeben wäre ein noch größeres Versagen.”

NaturFreunde Deutschlands
Repräsentant: Uwe Hiksch (Berlin)

Berliner Wassertisch c/o GRÜNE LIGA Berlin e.V.
Sigrun Franzen (Pressesprecherin Berliner Wassertisch)

Bündnis Zukunfts-Schmiede W-Nord
Repräsentantin: Beate Petersen

Gemeinnütziger Umweltschutzverein pro grün e.V. Paderborn
Repräsentant: Fritz Buhr

Langerweher Umwelt- und Naturschutz Aktion e.V.
Repräsentant: Ulrich Böke

Arbeitsgemeinschaft Mensch und Umwelt eV Hainburg
Michael Sterker (Vorsitzender des Vorstands)

Bürgerinitiative für Gesundheit Hemslingen/Sölingen
Repräsentantin: Sabine Holsten

Bürgerinitiative „Gesund leben am Stienitzsee“ nach Umweltrechtshilfegesetz Brandenburg staatlich anerkannte Umweltschutzorganisation
in Rüdersdorf bei Berlin, OT Hennickendorf – repräsentiert von Jürgen Rudorf

Lebenswerte Gemeinde Ahrensfelde n.e.V.
repräsentiert von Simone Ulrich, Sven Richter, Simone Knies: Durch CCS werden
„Gefahrenpotenziale wissentlich in Kauf genommen.“

Interessengemeinschaft „Schönes Lünne“
Repräsentiert von Rozenne Le Calvez und Markus Rolink

Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland e.V.
Repräsentantin: Sandra Koch

IG Hamminkeln/Niederrhein
Repräsentantin: Gabriele Obschernicat

Bürgerinitiative Lintler Geest gegen Gasbohren
Repräsentant: Jürgen Thiede

Stop Fracking – Bürgerinitiative für sauberes Wasser Witten
Repräsentantin: Ulla Weiß

NoFracking Bodensee-Oberschwaben
Kontakt: Annamaria Waibel

Arbeitsgemeinschaft Erdgas Erdöl Fracking in der Bürgerinitiative
Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

Repräsentant: Bernd Ebeling

Franz Wagner zeichnet für:
• Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn
• BI GegenGift Heilbronn/UnterLand

Anti – Atom – Gruppe – Freiburg
Repräsentant: Klaus Schramm

Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main
Repräsentant: Dieter Kaufmann

Wolfenbütteler AtomAusstiegsgruppe (WAAG)
Repräsentant: Wolfgang Bischoff

Maxi H. Jürgens
versucht alles in ihrem Leben zu tun, um gegen den Klimakollaps anzugehen. Sie ist
Mitglied im “Klimanetzwerk Weyhe”, aktiv gegen LNG generell und speziell auf Rügen
und auf der Straße mit der “Letzten Generation” und „Ende Gelände“.

Michael Bolz Müncheberg
vor 13 Jahren im Oderbruch gegen CCS aktiv, und jetzt wieder

Jan M. Petersen
ehemals Aktivist von “gelbe x se” im Landkreis Oder-Spree

Martin Kutscher
„CCS muss ergebnis-offen diskutiert werden!“

Walter Kirchberger
Will mit seiner Stimme den Stopp des CCS-Hochlaufes unterstützen
Stand: 04.06.2023