Bohrinseln verschmutzten Nordsee – offener Brief

Bohrinseln verschmutzten Nordsee – offener Brief

Dezember 19, 2025 0 Von Christfried Lenz

Presseinformation und offener Brief (4 Seiten) vom 19.12.2025 zum

650/25 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 27. August 2025 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung des Königreichs der Niederlande über die Erschließung von grenzüberschreitenden Kohlenwasserstofflagerstätten in der Nordsee, welcher heute im Bundesrat abgestimmt werden soll.

An Niedersachsen: Ministerpräsident Olaf Lies, Fischereiministerin Miriam Staudte, Umweltminister Christian Meyer

Sachsen-Anhalt: Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, Wirtschaftsminister Sven Schulze, Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann

Bundesregierung: Finanzminster Lars Klingbeil

Sehr geehrte Ministerin und Minister,

Ich bitte sie herzlich, aber eindringlich heute gegen die Erdgasförderung in der sensiblen Nordsee und des nahen Weltkulturerbes Wattenmeer im Bundesrat zu stimmen.

Hier die Begründung:

Viele Bohrinseln in der Nordsee leiten umweltschädliches Lagerstättenwasser (LAWA) und teilweise Produktionswässer (amerikanischer Sammelbegriff für LAWA und Produktionswässer: production water) in die Nordsee, das ist die gängige Praxis seit Jahrzehnten durch die Erdgas- und Erdölindustrie.

Diese ölhaltigen (Quelle: Greenpeace Deutschland, u. a. https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/oelausstieg/oelverschmutzung-nordsee, https://www.ospar.org/work-areas/oic/installations) Abwässer beinhalten weiterhin, den Lebensraum Nordsee verschmutzend, umweltschädigende Schwermetalle (Quecksilber, Blei, Cadmium usw.) Lithium und Strontium, langlebige Radionuklide (z. B. Radium-226), Benzol und sehr hohe Salzkonzentration sowie organische Abwässer.

Die komplette Landesregierung und der Landtag von Sachsen-Anhalt wissen um die Umweltschäden durch die Erdgasförderung, z. B. der nur unzureichend abgedichteten Erdgas-Giftschlammgrube Brüchau (Betreiber Neptune Energy Deutschland) mit ca. 180.000 Tonnen überwiegend gefährliche Abfällen, darin enthalten ca. 500.000 kg Quecksilber aus der Erdgasreinigung und -förderung der Altmark/Sachsen-Anhalt. In Brüchau gelangen bereits seit 1972 bis heute die o. g. Schadstoffe in das Grundwasser, also nun seit 53 Jahren. Und ca. 1.500 Bohrschlammgruben schädigen Boden und Grundwasser im Altmarkkreis Salzwedel. Die giftigen Stoffe aus der Erdgasförderung im nördlichen Sachsen-Anhalt stammen aus der gleichen geologischen Lagerstätte wie beim aktuellen Erdgas-Projekt von One Dyas in der sensiblen Nordsee und nahe des Wattenmeeres, also vergleichbare Verhältnisse.

Ebenso wissen Ministerpräsident Olaf Lies, die für Fischerei zuständige Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, Umweltminister Christian Meyer und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil persönlich über die Umweltschäden der niedersächsischen Erdgasindustrie Bescheid. In Niedersachsen sind an diversen Erdgas-Anlagen Benzol, Quecksilber, radioaktive Stoffe und Salze in Boden und Grundwasser gelangt.

Erdgasförderung schadet dem Klima, den Menschen und der Umwelt, das ist weltweit bekannt – und in diesem Fall zusätzlich ganz konkret der Fischerei und dem Tourismus.

Zur Thematik zwei Fotos einer Bohrinsel in der niederländischen Nordsee nahe des Wattenmeers.

Werden dort sauberes Trinkwasser oder schädliche Abwässer von der Bohrinsel in die Nordsee geleitet, hier nahe der niederländischen Insel Ameland und dem Wattenmeer?
Copyright Fotos Joachim Gothe, Bildunterschrift Bernd Ebeling.
Foto darf nur zusammen mit der Bildunterschrift kostenfrei verwendet werden!

Fragen an die Regierungen der Niederlande und Deutschland sowie der niedersächsischen Landesregierung:

Laufen sie in Gefahr eines Vertragsverletzungsverfahren durch die EU wegen unvollständiger Umsetzung EU-Wasserahmenrichtlinie. In dieser ist fest geschrieben, dass der Zustand der Gewässer, dazu gehört auch die Nordsee, nicht verschlechtert werden darf, das geschieht ständig durch die Bohrinseln. Die Emsmündung bis hin zu den Inseln Schiermonnikoog und Borkum sind bereits mit Quecksilber belastet.

Quellen, siehe Anhang: Stellungnahmen des NLWKN, hier der gewässerkundlicher Landesdienst (GLD) von Niedersachsen und Bürgerinitiative Osfriesland im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens durch den niederländischen Erdgaskonzern One Dyas.

Was sagt die Generaldirektion Umwelt der EU dazu, was das europäische Parlament?

Ist der Bundesrat überhaupt umfassend informiert worden zu den schädlichen Auswirkungen der Erdgasförderung in der Nordsee und nahe des Weltkulturerbes Wattenmeer.

Hintergründe

One Dyas hat beim Land Niedersachsen beantragt bis zu 150 m3 Lagerstättenwasser täglich von der Erdgas-Bohrinsel in das dort nur 20 bis 25 m tiefe Wattenmeer einzuleiten. Das Lagerstättenwasser enthält unter anderem Quecksilber, radioaktive Stoffe und weitere Abwasserparameter wie Benzol und die Schwermetalle Blei und Cadmium.

Es widerspricht der EU-Wasserrahmenrichtlinie, dem deutschen Wasserhaushaltsgesetz sowie dem niederländischen Wassergesetz die Gewässer weiter zu verschmutzen, sagt Wasserwirtschafts-Ingenieur Bernd Ebeling, seit 33 Jahren tätig zu Abwasser in 20 Ländern und als Berater tätig zu den schädlichen Auswirkungen der Erdgasindustrie im Untersuchungsausschuss Giftschlammgrube Brüchau des Landtages Land Sachsen-Anhalt und gemeinsamer Sondersitzungen von Wirtschafts- und Umweltausschuss des Landtages Sachsen-Anhalt, diverse Landtagsfraktionen von CDU, SPD, Grüne und Linke in mehreren Bundesländern, Landkreise, Städte und Gemeinde in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Bayern. Weiterhin beratend tätig auf diesem Sektor für die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace Bayern, BUND Landesverband Sachsen-Anhalt und die niederländische Bürgerinitiative MOM. Weiter ist Ebeling beratend tätig im Beirat (auf Beschluß des Landtages) für das Monitoring an Erdöl- und Erdgasförderplätzen in Niedersachsen sowie der behördlich eingesetzten Informationsgruppe Bohrschlammgruben im Altmarkkreis Salzwedel/Sachsen-Anhalt

In Kopie an

  • Presseverteiler Deutschland und Niederlande
  • Die Regierung des Königsreiches der Niederlande
  • Bundesregierung und Bundesrat, Landesregierungen der Bundesländer
  • Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, dem NLWKN als gewässerkundlicher Landesdienst und weitere.
  • Niederländische Bürgerinitiativen und Umweltschutzorganisatoren, z. B. MOM, Groninger Bodem Beweging
  • Deutsche Umwelthilfe (DUH, Greenpeace Niederlande und Deutschland, und weitere)

Für Rückfragen stehe ich gerne zu Ihrer Verfügung.

Sonnige Grüsse Bernd Ebeling (Dipl.-Ing. (FH) Bauingenieur Wasserwirtschaft)
Mob. +49 (0) 157 3321 4585
Mail: energie (@) awa-ingenieure.de
www.awa-ingenieure.de

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